Landschaftsbild mit Windrädern

Mega-Batteriespeicher im Landkreis Wunsiedel eingeweiht

Weiteres Projekt des WUNsiedler Wegs Energie erfolgreich umgesetzt

WUNSIEDEL. Es ist ein weiterer Meilenstein auf dem WUNsiedler Weg Energie: Am 8. November wurde im oberfränkischen Arzberg einer der größten Batteriespeicher Deutschlands eingeweiht – im Beisein des bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder und Staatssekretär Martin Schöffel.

Söder ist überzeugt: „Für Flautezeiten bei Solar- und Windenergie braucht es Batteriespeicher, um die Grundlastfähigkeit zu gewährleisten und Spannungen im Netz auszugleichen. Das neue Speicherwerk in Arzberg wird regional erzeugte Energie speichern und ins Netz einspeisen. Unser bayerischer Weg: Wir bauen Batterieprojekte weiter aus, investieren flächendeckend in den Ausbau von Stromleitungen und Trassen und forschen in Technologien wie Wasserstoff. Schon heute ist Bayern führend mit mehr als einem Fünftel der gesamtdeutschen Batteriekapazität. Und die Region Wunsiedel ist Vorreiter im Freistaat. Der heutige Tag ist ein starkes Signal für die Wirtschaftskraft in Bayern.“

Die Leitung des Projekts hat die MW Storage AG aus der Schweiz. Ankerinvestoren sind der MW Storage Fund und Mehrheitsgesellschafter Reichmuth Infrastructure, ebenfalls aus der Schweiz. Zudem sind die Bayernwerk AG und die ZukunftsEnergie Nordostbayern GmbH (ZENOB) als Investoren beteiligt.

Experten sind sich einig: Die Energiewende steht und fällt mit der Speicherung regenerativ erzeugten Stroms. Zeitweise im Überschuss vorhandener grüner Strom kann zum Beispiel durch Erzeugung von Wasserstoff „aufbewahrt“ werden – oder eben in großen Batteriespeichern. Die Anlage in Arzberg hat 100 Megawatt Leistung und eine Speicherkapazität von 200 Megawattstunden. Dazu gehören ein Umspannwerk mit zwei Groß-Trafos, 24 Klein-Trafos und 24 Batterien. Realisiert wurde das Leuchtturm-Projekt in der Gemarkung Röthenbach.

Mega-Batterien sind Kurzzeitspeicher, mit denen quasi in Echtzeit auf Schwankungen im Netz reagiert werden kann. Wenn plötzlich der Wind abnimmt oder Wolken die Sonne verdunkeln, ist es möglich, über die Batterie praktisch ohne Vorlaufzeit Strom einzuspeisen. Ebenso ohne Verzögerung nimmt die Anlage ein Überangebot an grünem Strom auf. Vorteil: Windräder und PV-Anlagen müssen auch an sonnen- und windreichen Tagen seltener vom Netz genommen werden, es wird also weniger wertvolle Energie verschenkt.

 

Einbindung in europäisches Gesamtsystem

Für Wunsiedels Ersten Bürgermeister Nicolas Lahovnik, der auch ZENOB-Aufsichtsratsvorsitzender ist, steht der Speicher für die Maxime der ZENOB, zentrale und dezentrale Märkte zu kombinieren. Man sorge damit für mehr Flexibilität bei der Stromversorgung und entlaste die Netze. „Wir müssen die Märkte an der Physik ausrichten, statt zu glauben, die Physik würde sich nach unseren Marktvorstellungen richten“, sagte Lahovnik. Ohne große Batterien sei daher eine nachhaltige Energiezukunft mit stabilen Netzen und Versorgungssicherheit nicht möglich. „Und wir brauchen lokale und dezentrale Kompetenz, die sich als Teil eines europäischen Gesamtsystems begreift und entsprechend handelt“, ergänzte Lahovnik.

„Mit der erfolgreichen Einweihung unseres Batteriespeichers haben wir einen weiteren bedeutenden Schritt in Richtung einer nachhaltigen und dezentralen Energiezukunft gemacht“, so Christian Ilgner, Leiter Energie bei Reichmuth Infrastructure, die eine der führenden Schweizer Asset-Management-Gesellschaften für Infrastrukturinvestments im Mid-Cap-Segment ist. Die Anlage in Arzberg sei das Ergebnis engagierter Planung, innovativer Technologie und engagierter Zusammenarbeit. Ilgner drückte seinen Stolz darüber aus, „dass hochrangige Vertreter aus Politik und Wirtschaft sowie die lokale Bevölkerung diesen Meilenstein mit uns gefeiert haben“. Zudem sprach er allen Beteiligten sowie den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort ein Dankeschön für ihre Unterstützung und ihr Vertrauen aus.

 

Gelebte Sektorenkopplung

Arzbergs Bürgermeister Stefan Göcking zeigte sich begeistert von der raschen Realisierung des Batteriespeichers in seiner Stadt, die Gründungsmitglied der ZENOB ist. „Wir sind überzeugt, mit diesem Zusammenschluss von Kommunen die Kräfte der Region bündeln und so Großes bewirken zu können“, so Göcking. Sehr wichtig sei, dass mit dem Bayernwerk der größte Verteilnetzbetreiber Bayerns mit im Boot ist. Denn statt lauter Energie-Inseln zu schaffen, müssten lokale und überregionale Netze immer stärker verwoben werden.

Das sieht auch Marco Krasser so. „Letztlich ist die Verknüpfung der Netze sozusagen ein Aspekt der DNA einer gelungenen Energiewende“, sagte der ZENOB-Geschäftsführer. Damit spielte Krasser auf das Miteinander an, das den WUNsiedler Weg Energie auszeichnet – und das sich in allen Projekten der ZENOB widerspiegelt. „Wir freuen uns, dass wir für das Projekt Batteriespeicher viele renommierte Player als Partner gewinnen konnten“, betonte Krasser. Die Technologie müsse unbedingt weiter verbreitet werden, denn sie sei gelebte Sektorenkopplung. Strom, Wärme, Mobilität und industrielle Prozesse mehr und mehr zu verbinden, das ist für Krasser eines der Erfolgsgeheimnisse des WUNsiedler Wegs „und Speicher spielen dabei eine zentrale Rolle“.

Mit großen Speichern würden Risiken von den Bürgerinnen und Bürgern weggenommen, so Krasser weiter. Sie seien ein Baustein dafür, die Energieversorgung gleichzeitig sicher, bezahlbar und nachhaltig zu gestalten. Deutschland stehe dabei wie fast alle anderen europäischen Länder noch am Anfang des Aufbaus einer Speicher-Infrastruktur. Die Bundesnetzagentur geht von einem Bedarf an Großbatteriespeichern mit insgesamt mindestens 23,7 Gigawatt bis zum Jahr 2045 aus. Das wären 237 Anlagen der Größenordnung der jetzt in Arzberg realisierten Anlage.

 

„Kupfer mit Köpfchen“

Sein Unternehmen begleite den WUNsiedler Weg seit vielen Jahren in einer lebendigen Partnerschaft, so der Vorstandsvorsitzende der Bayernwerk AG, Dr. Egon Leo Westphal. Diesen gemeinsamen Weg setze man mit der Beteiligung am Batteriespeicher Arzberg fort. „Wir tun das aus Überzeugung: Im neuen, ganzheitlichen Energiesystem der Zukunft tragen Großspeicher als Flexibilitätsnutzer zur gesicherten Leistung bei“, so Westphal. Dabei gehe es um „Kupfer mit Köpfchen“. Gezielt, flexibel und intelligent eingesetzte Lösungen wie Speicher würden zudem helfen, die Kosteneffizienz im Netzausbau zu steigern.

„Ohne leistungsfähige Energiespeicherlösungen kann es keine Energiewende geben“, so Wilfried Karl, Geschäftsführer von MW Storage. „Als Pioniere in diesem rasch wachsenden Zukunftsmarkt haben wir einige der bisher größten Batteriespeicherprojekte Europas von der Planung bis zur Finanzierung realisiert und zu einer gewinnbringenden Investition für unsere Partner gemacht. Wir sind stolz darauf, dass wir als Partner der ZukunftsEnergie Nordostbayern GmbH (ZENOB) mit unseren zukunftsweisenden Lösungen zu einer stabilen und klimaschonenden Energieversorgung für Nordostbayern und darüber hinaus beitragen können.“

 

Direkter Anschluss an Hochspannungsleitung

Die neue Mega-Batterie in Arzberg kann direkt an die bestehende 110-Kilovolt-Hochspannungsleitung angeschlossen werden, was die Energieverluste reduziert. Der Wirkungsgrad des Speichers wird bei 87 Prozent liegen und die Anlage ist dafür ausgelegt, über sechs Stunden den Strom von zehn Windrädern mit jeweils 3,5 Megawatt Leistung oder über 20 Stunden den eines 10-Megawatt-Solarparks aufzunehmen. Wird diese elektrische Energie wieder abgegeben, lässt sich damit der Landkreis Wunsiedel mit seinen circa 80.000 Einwohnern für rund 12 Stunden versorgen.

Pressekontakt

Christopher Fröhlich
SWW-Gruppe
Tel.: 0151 70579746
E-Mail: c.froehlich@zenob.de

 

Einer der größten Batteriespeicher Deutschlands wurde am 8. November in Arzberg eingeweiht – im Beisein des bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder sowie weiteren Gästen aus Politik und Wirtschaft.

(Foto: C. Fröhlich)